Guitar Summit 2024
Auch in diesem Jahr mein persönlicher Review der mittlerweile wohl größten europäischen Gitarrenmesse! Aus den 2 geplanten Tagen wurde dank Autodefekt nur 1 Tag, und der reichte bei weitem nicht aus, um sich alles in der angemessenen Sorgfalt anzusehen, manche Stände habe ich nicht mal gesehen bzw. entdeckt (z.B. Hook und Haar Guitars, was laut Ulf durchaus spannend gewesen wäre!).
So greife ich am Ende noch auf Bilder und Infos zu, die mir ein Freund aus dem Musiker-Board zur Verfügung gestellt hat. Für Pedale hatte ich diesmal gar keine Zeit, das Feld ist gewohnt unüberschaubar. Auch die Anzahl der kleinen Gitarrenbauer, die sich mit eigenen Formen und Spezifikationen präsentierten, war schier unglaublich! Dabei waren die Platzhirsche, sprich Fender und Gibson, nicht direkt vertreten, sondern deren Instrumente nur vereinzelt bei den Vertrieben anzutreffen.
Ich hörte, dass bereits im Vorfeld über 10.000 Tickets mehr als in den Vorjahren verkauft wurden, und so war bereits der Freitag ordentlich voll, wobei traditionell der Samstag der Haupttag blieb, was man an der Zahl und Qualität der Vorträge und Konzerte erkennen konnte. Stoßweise bekannte Musiker (Phil X, Nita Strauss, Martin Miller, Matteo Mancuso, Fredrik Akesson, Andy Wood, Jonas Hellborg usw.) und Youtuber (Paul Davids, Bernth, Captain Anderton,…) liefen einem über den Weg, die Summit hat sich endgültig als würdiger Nachfolger der Musikmesse etabliert.
Ich handele die mir wichtigen Aussteller in der Reihenfolge ab, wie sie auch auf meinem Weg lagen, anstatt nach Gitarren, Amps, Effekte, Sonstiges zu kategorisieren. Also, los geht’s!
Nik Huber Guitars – Bei Nik waren reichlich News zu sehen! Die Dolphin Form ist nun bestimmend im Portfolio, was ich klasse finde. Besonders erwähnenswert finde ich das auf 25 Stück limitierte 25th Anniversary Modell, die 12-String Rietbergen, eine Piet aus Swamp Ash mit Bigsby, eine Krautster 7-String mit Offset Dots, eine Piet in Sonderfarbe „Sparkle Green“, und nicht zuletzt eine Krautster III in Distressed Black mit Floyd Rose! Das Ding hat mal so richtig Spaß gemacht! Der Running Gag bei jedem, der sie testen wollte: „Mach bloß keinen Kratzer rein!!“












JPTR FX – Mein erneuter Gastgeber – vielen Dank dafür – hat einen neuen Platz gegenüber Ibanez ergattert und wartete mit einer Batterie von gleich 6 Titan 250 Topteilen auf! Unter anderem eine von nur 2 gebauten Black Edition, die hoffentlich demnächst mal den Weg in meinen Proberaum findet. Ansonsten keine kompletten Neuheiten, wohl aber Weiterentwicklungen bestehender Schaltungen, zudem ein paar Limited Edition Pedale, z.B. farbige Warlow Fuzz und das Bleach in rosa.




Ibanez – An gewohnter Stelle wurden wieder diverse Modelle präsentiert, allen voran die Eye-Catcher Modelle aus der J.Custom Serie, z.B. die RG202401JC mit Buckeye/Resin Body. Eine Neuvorstellung war das Headless MGFM10-OBL Manuel Gardner-Fernandes Signaturemodell.
Mir hat die Ibanez Tom Quayle TQM2 NT (Japan) unheimlich gut gefallen. Zum Glück mag ich keine Mittel-Singlecoils, ansonsten ist das eine ebenso schöne wie toll spielbare HSS Superstrat!
Am 24.05.25 ist wieder das Ibanez Guitar Festival im Meinl HQ. Ich plane es mir mal ein!







Boutique Amps Distribution – Dennis nahm sich reichlich Zeit, um uns die Neuigkeiten bei Friedman, Synergy, und Soldano zu erläutern.
Bei Friedman gab es vor allem den neuen „PLEX – VINTAGE Collection“ zu sehen. Ein 50-Watter, basierend auf Daves persönlichem 68er Plexi, aber mit einigen praxisnahen Tweaks, vor allem dem wohl großartig funktionierenden Post-Phase Master, internem Channel Jumpering, pro Kanal ein 3-fach Bright Schalter und nicht zuletzt ein Variac Switch. Das Ganze bei ca. 15kg Gewicht. Kostenpunkt: 3290€.
Nicht unerwähnt soll natürlich auch der JEL50 bleiben, die kleinere Version des bereits bekannten 100W Jake E. Lee Signature Tops.
Bei Synergy gab es zum einen das neue 20W Topteil namens SYN-20IR im schicken Metall Gehäuse mit integriertem Clean Kanal und IRs (pro Kanal zuweisbar!) zu sehen, im Gegensatz zum bisherigen SYN-30 nun auch ein Master auf der Front, außerdem pro Kanal zuweisbarer Power-Amp Struktur. Mit einem Dual Modul erhält man so einen handlichen 3-Kanaler. Ich lief indes direkt heiß, als ich 5 Schachteln des limitierten neuen Soldano SLO-II Moduls in purple entdeckte, das eigentlich nur in den USA über Reverb und ebay verkauft wird. Dennis hat aber 4 Dutzend für Europa und Japan losgeeist und Produktiv verkaufte sie direkt – mit 100€ Messe-Rabatt. So zückte ich die EC-Karte und war 15 Minuten später Eigentümer eines neuen Moduls. Und dann habe ich für einen Freund gleich noch eins reserviert, denn die Teile gingen weg wie geschnitten Brot. Der Clou zum bisherigen SLO Modul ist zum einen die komplett getrennte Klangregelung und zum anderen die Möglichkeit, über Switches die Kanäle klassisch Crunch / Overdrive oder Crunch/Crunch sowie OD/OD zu nutzen – dazu ein Tight Switch pro Kanal. Klingt super und wird meinen SYN-50 so schnell nicht mehr verlassen.
Auch sind schon wieder neue Module von weiteren Herstellern in der Pipeline, man darf gespannt sein!
Bei Soldano gab es als Neuigkeit den im Oktober erhältlichen X88iR Preamp zu sehen. Klar, ein Reissue des ersten 3-Kanalers X88, aber mit IRs, MIDI, einem Loop – und ebenfalls einigen Switches, um die Kanäle anzupassen (siehe Modul). Sieht klasse aus, klingt herausragend und wird so ca. 2500€ kosten.
Als wäre das nicht schon genug, erfuhr ich vom anstehenden Reissue des legendären SLO-100R Rackheads! Es wird zeitlich limitiert und technisch auf der Höhe der Zeit (mit Depth Regler usw) sein. Preis? Egal, die werden ruckzuck weg sein.










Cuntz Guitars – Bei Andreas gab es neben seinen regulären Modellen und der passenden Schatten Pickups die für die Zeitz Foundation gebaute „Winifred“ zu sehen. Die Gitarre wurde in einem wochenlangen Losverfahren vergeben, die Erlöse kommen einem Wildtier-Schutzgebiet in Kenia zugute. Ein beeindruckendes Einzelstück!
Abends im Saal war ja dann das Konzert, und als Opener war der großartige Mike Dawes zu sehen, der mit seinem Cuntz Signature Modell zeigte, wie verdammt gut die Instrumente live klingen. Ich sollte meine CWG23 auch mal wieder öfter spielen…






Tausch Guitars – Bei Rainer stand neben einigen 665 Modellen mit unterschiedlichen Pickup-Konfigurationen als Showcase die „Bavarian V“ – ein echtes Kunstwerk! Viele Details, vom Wolpertinger in der Kopfplatte über die blau-weißen Dot Inlays zu den König-Ludwig-Pickups machten die Gitarre zu einem Highlight der Messe!






Gordon Smith – Die Briten waren erfreulicherweise erneut da und haben das Core Modell GS-1 mit dem sogenannten Guitar-X System vorgestellt. Das ist ein Schnellwechsel-System für Pickups und es funktioniert tatsächlich beeindruckend schnell, zudem mit Rändelschraube noch exakt höhenverstelllbar. Die Gitarren spielen sich klasse, ich hatte bereits in den 90ern 2 „Gypsy“ Modelle , die damals noch zu Trinkgeldern zu haben waren.





Rodenberg – Bei Uli gab es wie üblich ein paar Neuigkeiten zu sehen, neben den Marcus Miller Bass-Pedalen ein SL-OD Deluxe sowie den SL Cleanboost, wie dem Namen zu entnehmen erneut Signature Pedale für Steve Lukather. Erhältlich ab Mitte Oktober.
Die konkreten Neuigkeiten am SL-OD:
Added switch to set the Overdrive to Low Gain / High Gain sound. Added Distortion sound with Tight switch. Added switch to change the signal chain from Guitar => Overdrive => Distortion => Clean Boost => Amp to Guitar => Clean Boost => Overdrive => Distortion => Amp


Ruf Guitars – Dr. Rafal Perz nahm sich erneut gerne Zeit, um die Modelle und Features ausführlich zu erläutern. Ich wollte wissen, ob man bei der Schrödinger-6 Master die Potis versetzen kann, oder das dann schon die nächsthöhere Serie ist. Geht aber. Die Teile spielen sich einfach gut! Er lud mich auch zu einer Werkstatt-Tour ein, Warschau liegt aber nicht gerade um die Ecke. Das schwarze Modell auf Bild 5 hat versetzte Controls, wie ich es haben wollen würde.





Blackstar Amplification – eine beeindruckende Neuvorstellung war der ganz frische JJN50, ein neuer Signature Amp für Jared James Nichols. Wir haben uns seine Produktvorstellung angeschaut und das Ding ist echt gut. Wie für die St. James Modelle üblichmit ca 7kg auch sehr leicht. OK, der Mann klingt auch über eine Keksdose noch gut, aber der 50-Watter mit EL-34 und integriertem Reverb macht gut einen los. Gibt’s auch als Plugin, übrigens.
https://de.blackstaramps.com/de/jjn50/


http://gitarrenbucht.reichert.eu/wp-content/uploads/2024/10/Blackstar-Jjn_720p.mp4
Die hier benutzte Epiphone „Blues Power“ sei übrigens am Vortag frisch ausgepackt worden und ist komplett Stock. Der Pickup namens Seymour Duncan® Silencer™ JJN P90B ist eine Entwicklung extra für ihn und brummt im Vergleich zu anderen P90 wesentlich weniger. Die Gitarre kostet im Laden übrigens 999€.
Engl – Hier gab es den Steve Morse 20 (E658) mit schaltbarer Leistung (20 W, 5 W, 1 W, Speaker Off) aus EL84, integriertem Reverb und Delay und 7 kg Gewicht zu sehen. Ladenpreis 1399€.


Godin Guitars – Hier gab es die Lerxst Limelight, das Signature Modell für Rush Gitarrero Alex Lifeson, zu sehen. Klassische Hardrock Axt mit einigen feinen Details, leider auch deftigem Preis (3999$).


Quenzel Guitars – Hier lachte mich ein Koa Modell, an, das, sicherlich nur rein zufällig, an die Suhr Reb Beach erinnerte. Was ja mal absolut nichts Schlechtes ist. Markus Quenzel ist in Biebergemünd (Main-Kinzig-Kreis) ansässig. Das könnte mal einen Ausflug wert sein!
https://quenzel-guitars.de/


Ritter Guitars – wie üblich eine Attraktion der Summit. Diesmal gab es neben den bekannten Formen eine „Otticaster“ zu sehen, welche zugunsten „Ein Herz für Kinder“ gebaut wurde und ab November versteigert wird.



Hartung Guitars – der von mir hochgeschätzte Frank Hartung hatte neben seinen bekannten Singlecut Modellen den Flyer der Enigma ausliegen – sein Doublecut-Design. Dazu, wirklich sehenswert, eine Embrace Vegasus dabei, für die „genuine 50s parts from Vegas“ verbaut wurden. Selbstredend ein Einzelstück.




Schecter Guitars – Hier gab es die mit ihrem Purple Sparkle Finish optisch bereits sehr auffällige Danskimo-6, die erste Signature Gitarre von Electric Callboy Gitarrist Daniel Haniß, zu begrabbeln. Auch wurde bei den technischen Ingredienzien nur das Beste verwendet: ein Fishman Fluence Tosin Abasi Pickup sowie eine Evertune Brücke.
Die ebenfalls vorhandene Sun Valley Shredder Black Limba, letztes Jahr bei Thomann mein Favorit, war leider bockschwer und nicht gut eingestellt; meine Liebe ist somit zum Glück erkaltet…



tman Guitars – Leider hat sich kein Gespräch ergeben, Andreas war praktisch durchgehend „belegt“. Seine Capricorn bockt mich nach wie vor, darum sollte es gehen… Mit am Stand einige Modelle von RealGuitars, für die er wohl mitbaut. Schöne Sachen mit tollen Agings!



Tubeworkshop Amplification – Der Signature Amp von Uwe Lulis (Accept) hat wirklich einiges zu bieten! Der 50 Watter kommt u.a. mit JTM / JCM umschaltbarer Preamp Sektion, welche über „Deep“ und „Bright“ Switches verfügt, eine integrierte und schaltbare OD-Sektion sowie zwei per Fußschalter wählbare Master-Volumes daher. Darüber hinaus ist eine A/B Box und ein wohl sehr guter Loop integriert. Sehr platt gesprochen haben wir hier einen handwired 2203 mit integriertem OD1 Pedal. Absolut road-taugliche Konstruktion, Made in Germany. 3999€ ist nicht bilig, aber preiswert.
https://www.tube-workshop.de/lulis-signature

3 Bananas Amplification – Noch ein deutscher Amp-Bauer. Das Unternehmen aus Bottrop hat mehrere Modelle im Programm, die zumindest optisch schonmal einen sehr guten Eindruck machten, testen konnte ich keinen. Auf der Website sind einige Clips und Tests zu sehen! Vom puristischen Excelsior bis zum in Metal-Gefilde reichenden Galaktopus ist für jeden was dabei.
https://threebananasamps.com/de/#products



AMS Amplification – Das Unternehmen aus Belgien bietet auch diverse handwired Modelle an, die sehr ansprechend wirkten.
https://www.amsamplifiers.com/en/produits


Diverses: Gitarren – Ab hier der Übersicht halber Anmerkungen und Bilder von Sachen, die mir noch auffielen
- ESP: Die Japaner hatten direkt im Erdgeschoss eine größere Ausstellungsfläche und zeigten diverse ESP- und LTD Modelle der aktuellen Produktion. Mir fiel eine Reissue der Horizon ’87 auf, in schönem Candy Apple Red. 1765€ überraschte mich, ich habe die erste Reissue der Page Hamilton Signature in Distresses Magenta, was letztlich genau dieses Modell ist, und die war wesentlich günstiger damals.
- Jackson – Im Testbereich von Produktiv stand eine baue USA Soloist, und Kollege Jerri befand, dass „sich der Hals deutlich mehr wie ne alte 80s Jackson angefühlt hat, als alles, was die die letzten 25 Jahren gebaut haben“, auch die Kopfplatte war von Winkel, Stärke und Kanten „wie früher“.
- Charvel: Wie eingangs erwähnt war der Hersteller an sich nicht vor Ort, aber bei Produktiv stand eine der neuen Mexico-Pro MOD San Dimas Modelle in Distressed Black. Gut, aber für die aufgerufenen 1300€ doch nicht überzeugend. Da fährt man mit einer gebrauchten Japan- oder gar USA für ähnliche Gelder wesentlich besser. Schade.
- Patrick Eggle: Die Briten sendeten ein Lebenszeichen – und zwar ein sehr ansehnliches. Klassische Doublecuts statt der früher bekannten Berlin, aber es freute mich, sie wiederzusehen.








Diverse – Bass
- Bogart sind einfach sehr schöne Instrumente, auch klanglich finde ich die Graphit-behalsten Bässe klasse. Vielleicht kaufe ich mal nur rein aus ästhetischen Gründen einen, haha!
- ESH hatte einen Stinger Tribute für den „Green Man“ Peter Steele, den 2010 viel zu früh verstorbenen Frontmann von Type O’Negative dabei, natürlich im typischen black/green Stil.




Alles Andere
- Von Focusrite gibt es eine neue Generation der beliebten Scarlett Interfaces
- Red Seven stellte eine reaktive 100W Loadbox vor
- Kloppmann hat nun den Supersplit Humbucker, der echte Singlecoil Sounds verspricht
- Klangio stellte eine Software vor, um Gespieltes direkt in Notationen umzusetzen
- StewMac Teile sind nun über madinter in Spanien erhältlich, keine Scherereien mehr mit dem Zoll. Gut!





Sonstige unkommentierte Impressionen aus dem Rosengarten!
























Fazit: Es war auf jeden Fall wieder interessant, sich einen Überblick über die jeweiligen Neuigkeiten zu verschaffen, Sachen direkt zu testen und mit anderen zu fachsimpeln. Echte Habenwills sind außer bei den Soldano Sachen aber nicht aufgekommen. Ich stelle immer mehr fest, dass ich mich genauer mit dem Kram auseinander setzen sollte, der eh schon herumsteht. Um Frank Zappa zu zitieren: Shut up ’n play yer guitar! 😉
Ach ja, die bereits 2023 angedrohten Custom Picks sind nun in der konkreten Planungsphase, ich komme diesbezüglich auf euch zu und erhoffe mir euren konstruktiven Input!